Kommunikation ist unser wichtigstes Führungsmittel.

Die Kommunikation über optische und akustische Signale wie die Sprache stellt einen wichtigen Beitrag des für alle Hilfsorganisationen geltenden Führungssystems dar. Jedoch steckt dort weit mehr dahinter als die bloße Unterscheidung in informationsverarbeitende und -kommunizierende Führungsmittel.
Als elementarer Bestandteil der Lagefeststellung, die Grundlage jeder Entscheidungsfindung sein muss, ist ein stetiger Austausch aller Beteiligten an einer Einsatzstelle unersetzlich.
Das bei den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) übliche nichtleitergebundene und somit flexibel anwendbare Führungsmittel stellt die Funktechnik dar. Im Verlauf der Jahre kam es zu den unterschiedlichsten Entwicklungen was die Gerätetechnik im professionellen und im Amateurfunkbereich angeht.
So entwickelten sich im THW Karlsruhe zwei Standbeine - eine Amateurfunkgruppe und die reguläre analoge BOS-Funkkomponente. 

"Polizeihauptfunkstelle Bonn von THW Somalia kommen!"

In Großschadenslagen im In- und Ausland hat sich Amateurfunk als Möglichkeit bewährt, trotz zusammengebrochener Funk- und Fernmeldenetze eine Kommunikation sicherzustellen. Herausragende Beispiele dafür gibt es so weit zurückliegend wie die Hamburger Sturmflut 1962, aber auch in jüngerer Vergangenheit wie das Flugunglück in Ramstein 1988, das Lawinenunglück in Galtür 1999 oder der Einsturz des World Trade Center in New York 2001, wo durch die Bank die Telekommunikationsnetze wegen Überlastung zusammenbrachen oder abgeschnitten wurden. Im Ausland ist Amateurfunk eine wichtige Säule für die Kommunikation nach Deutschland. So stand den Karlsruher THW-Helfern, die in Somalia im Einsatz waren, außer einem Satellitentelefon nur Amateurfunk zur Aufrechterhaltung der Kommunikation nach Deutschland zur Verfügung. Über Funk wurden auch Daten zum Einsatzgeschehen übertragen (PACTOR/SITOR).

Gar nicht mit aufgenommen wurden dabei die vielen Situationen, in denen über Amateurfunk abseits der GSM-Netze ein Notruf abgesetzt werden konnte. Auch das zelluläre Bündelfunksystem, das in den nächsten Jahren den analogen BOS-Funk ersetzen soll, wird den Bedarf an einem einfachen Notsystem eher erhöhen.
Amateurfunk bietet auch bewährte moderne Verfahren an, die in den Arbeitsalltag einer technischen Hilfsorganisation integriert werden können. Bestes Beispiel dafür dürfte das Automatische Positions-Report-System (APRS) sein, das es ermöglicht, die Position und die Route eines Fahrzeugs der Führungsstelle ständig am Rechner auf einer Karte anzuzeigen. Damit weiß diese ständig, wo sich in Notlagen Fahrzeuge und Rettungsmittel befinden (auch APRS-ausgestattete Suchhunde gibt es schon). Amateurfunk ist Experimentierfunk und so wird momentan im THW Landesverband Bayern ein Notfunksystem zusammen mit dem Deutsche Amateur-Radio-Club e.V. (DARC) aufgebaut, sodass im Katastrophenfall eine Rückfallebene für den Daten- und Sprachverkehr für die THW Einheiten zur Verfügung steht.
So war lange Zeit eine aktive Amateurfunkergruppe mit dem Rufzeichen DK0TKA Bestandteil des THW Karlsruhe, die ebenfalls mit der THW-Jugend an den Amateurfunk-Tagen "Young Helpers on the Air" (YHOTA, sprich "Young Helpers") teilnahm.  

Der Kanal wird zur Rufgruppe - BOS-Funk im Wandel

Als etablierte Größe stellt die Analogtechnik immer noch flächendeckend die Funkversorgung für die Bedarfsträger in Deutschland sicher. Die Grundsteine für den aufwachsenden Digitalfunk wurden jedoch schon 1990 mit dem Schengener Abkommen gelegt, wo sich die Unterzeichnerstaaten auf ein modernes, flächendeckend verfügbares Kommunikationsnetz für die Sicherheitsorganisationen einigten. Die Einführung des Digitalfunks war beschlossen. Während sich Länder wie Großbritannien nur auf eine Versorgung der Ballungszentren wie London beschränkten, fasste man in Deutschland den Beschluss die Grundversorgung auf 99 % des Staatsgebietes auszuweiten und somit das weltweit größte zusammenhängende Funknetz mit dem Standard TETRA 25 aufzubauen.
Die Einführung der Gerätetechnik bei den Hilfsorganisationen erfolgt je nach Bundesland unterschiedlich. Die Polizeien stiegen direkt auf die Digitaltechnik um, im THW werden Analog- und Digitalfunk parallel betrieben und bei den Feuerwehren gibt es starke Unterschiede im Ausbaustand. Eine Abschaltung des Analogfunks ist vorbehaltlich auf 2021 terminiert, um Implementierungsprobleme in der Digitaltechnik noch ausreichend lange abfangen zu können.
Der Umstieg von einzelnen Kanälen auf ein Bündelfunksystem mit sogenannten Rufgruppen, bei dem die vorhandenen Ressourcen gleichmäßig ausgelastet werden, senkt die vorzuhaltenden Kapazitäten und schafft gleichzeitig Redundanz. So müssen sich aber auch die Einsatzkräfte grundlegend neu mit der Digitalfunktechnik auseinandersetzen. Gewöhnungsbedürftige Vorgänge, wie das Einbuchen in die örtliche Funkzelle analog zum Handynetz und das Warten beim Drücken der Sprechtaste benötigen etwas mehr Zeit.
Daher wird die Ausbildung im Digitalfunk im THW Karlsruhe flächendeckend durchgeführt. Mittlerweile sind über 50 Einsatzkräfte aus dem Technischen Zug und dem Stab in Geräte und Abläufe eingewiesen und tragen im Einsatz somit ihren Teil dazu bei Informationen zur und von der Einsatzstelle zu befördern.


Interessierte am Thema Funk können sich an die beiden Bereichsausbilder Markus Bresch und Sebastian Eisenhardt des THW Karlsruhe wenden. (funkausbildung (at) thw-karlsruhe (punkt) de)

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